Ein erfahrener Kommandant hört auf

14. Dezember 2022
Einsatzbericht FF Schnaittach
Am Mittwoch endet die Amtszeit von Norbert Schlicht. Er bleibt aber Feuerwehrmann in Schnaittach.

SCHNAITTACH – Am Mittwoch ist sein letzter Tag im Amt, nach 18 Jahren: Mit dem 51-jährigen Norbert Schlicht verliert die Schnaittacher Feuerwehr einen erfahrenen Kommandanten. Auch sein Stellvertreter Andreas Kühnl hat sich bei der Mitgliederversammlung im Oktober nicht mehr zur Wahl gestellt. Und so leitet mit Christian Schüller und Sebastian Röhrich künftig ein neues Führungsduo die Wehr, die oft bei schweren und oft auch tödlich endenden Verkehrsunfällen auf der A 9 gefragt ist.

Auch wenn die Brandbekämpfung natürlich nach wie vor zu den Schwerpunkten zählt, haben sich die Aufgaben in Schlichts Amtszeit stark gewandelt: Für die Schnaittacher, die ein Garant für schnelle Hilfe sind, hat sich die Autobahn zu einem der häufigsten Einsatzorte entwickelt. Allen voran rücken sie zum Hienberg aus.

In den vergangenen 18 Jahren verdoppelte sich die Gesamtzahl der Einsätze insgesamt. Im Rückblick sagt Schlicht: „Kein Einsatz gleicht einem anderen, wir geben als Team immer unser Bestes und versuchen, Leben zu retten – leider manchmal ohne Erfolg.“

2014 verloren die Ehrenamtlichen sogar einen ihrer Kameraden. Der 25-Jährige wurde getötet, als ein Lastwagen ein Feuerwehrfahrzeug erfasste, das gerade eine Unfallstelle auf der A 9 absichern sollte. „An so etwas zerbricht eine Feuerwehr – oder es stärkt sie“, sagt Schlicht, der an diesem Tag nicht selbst mit ausgerückt war.

Schon der Vater war bei der Wehr

Tradition hat bei der Schnaittacher Feuerwehr einen hohen Stellenwert – und so war für den nun scheidenden Kommandanten schon im jugendlichen Alter klar, dass er, wie sein Vater auch, Feuerwehrmann wird. Dass er letztlich fast zwei Jahrzehnte lang als federführender Kommandant für alle Schnaittacher Wehren zuständig sein würde, ahnte noch niemand, als der damals 14-Jährige in die Jugendfeuerwehr eintrat.

Der junge Schlicht engagierte sich zusehends und bekleidete schließlich fast sechs Jahre lang das Amt des Jugendwarts. Danach übernahm er die Verantwortung als Atemschutzgerätewart. Alsbald rückte er zum Stellvertreter des Kommandanten auf. Nach über zwei Jahren zur Bewährung erfolgte die Wahl zum Kommandanten der Stützpunktfeuerwehr; zeitgleich wurde Schlicht zum federführenden Kommandanten ernannt. Vom 14. Dezember 2004 an erfüllte er diese ehrenamtliche Aufgabe.

Schlicht war Ansprechpartner im Markt, wenn es um Feuerschutz an Gebäuden ging, und verlässlicher Ratgeber bei der Beschaffung von Ausrüstung der Ortsteilwehren. 2008 wurde er zum Kreisbrandmeister bestellt.

Auch bei überörtlichen Katastropheneinsätzen half Schlicht zusammen mit einem Teil der Schnaittacher Truppe mit. 2006 räumte die Feuerwehr Schnee von Dächern im Bayerischen Wald. Bei dem Hochwasser im nahen Baiersdorf rückten die Schnaittacher zum Kellerauspumpen ebenso an. Und bei der Schneekatastrophe rund um Berchtesgaden war Schlicht in der Versorgungsorganisation tätig.

Bis zu 30 Stunden pro Woche

Rund 25 bis 30 Stunden pro Woche investierte er in die Feuerwehrarbeit. Mehr freie Zeit bleibt dem 51-Jährigen nach dem Führungswechsel vermutlich auch nicht. Er bleibt Feuerwehrmann in Schnaittach, aber darüber hinaus ist er bereits vor einem Jahr zum Leiter der „Unterstützungsgruppe örtliche Einsatzleitung“ bestellt worden, die bei Großeinsätzen und im Katastrophenfall gefragt ist.

Ähnlich ist dies bei Andreas Kühnl, dem bisher stellvertretenden Kommandanten, der zwölf Jahre lang diese Führungsposition besetzte. Kühnl, der mit 17 Jahren in die Feuerwehr eingetreten ist, hat
innerhalb kurzer Zeit verschiedene Ausbildungen absolviert, darunter die des Atemschutzgeräteträgers. Auch als Jugendwart war Kühnl zwölf Jahre lang aktiv. Der bisherige Stellvertreter konnte dank eines Arbeitgebers, der der Feuerwehr sehr positiv gegenübersteht, tagsüber häufig als Einsatzleiter ausrücken.

Beide wünschen dem neuen Führungsteam viel Glück. Schlicht dankt auch dem Schnaittacher Marktrat für das Vertrauen: Unter der Leitung des 51-Jährigen ist noch ein Feuerwehrbedarfsplan erstellt worden. Die neun Ortsteilfeuerwehren seien nun weitgehend für die Zukunft gerüstet. 

Bericht und Bild: Udo Schuster, Pegnitz-Zeitung